Wer möchte, kann es gern machen...
von geralt @pixabay |
..., aber es geht hier nicht um den Schuhversandriesen
Zalando. Dieser Blogbeitrag beinhaltet eher das allseits beliebte und aus
unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenkende Produkt: Die Schuhe.
Der scuoh wurde gemacht, um die Füße zu bedecken und zu
schützen. Der Begriff „scuoh“ kommt im Übrigen aus dem althochdeutschen und hat
sich im späteren Sprachgebrauch zu „Schuh“ weiterentwickelt. Interessanter ist
jedoch, was unsere Vorfahren für Schuhe trugen, welche noch heute im Land der
blauen Fluren, also in Hessen, von wenigen Familien handwerklich produziert
werden. Dabei möchten wir nicht bis in die mittelalterliche Epoche zurückgehen,
in welcher die Schuhe häufig aus Leder hergestellt wurden. Es genügen schon die
letzten zwei Jahrhunderte, um ein wenig der Entwicklung nachvollziehen zu
können.
Gerade ärmere Familien leisteten sich keine industriell
produzierten Schuhe, konnten sich jedoch selbst ohne Probleme helfen. Ihre
Hilfsmittel? Holz, Stoffe, Garn und ihr handwerkliches Geschick.
Holzschuhe, Filzschuhe, Lederschuhe, sie alle wurden und
werden in Hessen handwerklich gefertigt:
- Holzschuhe:
Die Holzschuhe werden häufig mit Holland in Verbindung gebracht, doch auch hier
hat es sie gegeben. Sie wurden in früheren Zeiten täglich getragen, egal ob auf
dem Feld oder in der Schule. Nicht in den Räumen, aber wenigstens auf dem Weg
dorthin. Die Klompen (niederländische Bezeichnung) wurden jeweils aus einem
Stück Holz gefertigt. Hier wurde gehackt, geschnitzt, gefräst und geschliffen. Heute finden sie eher Verwendung als Blumentopf im Garten, als dekoratives Mittel im Haus oder als aufgestellt als Erinnerungsstück. Getragen werden sie kaum noch, obwohl sie gerade bei Gartenarbeiten von Vorteil sind: sie bieten genauso viel Schutz vor äußerer Feuchtigkeit wie Gummischuhe, aber die Füße schwitzen nicht. Käsefüße ade.
- Stoffschuhe:
Ebenfalls ein beinah ausgestorbenes Handwerk ist die
Herstellung der Schuhe aus Stoff, auch wenn sie als Hausschuhe sehr gut
geeignet sind. Dappiche, Latschen, Batsche, Datsche, Söcke, Lappedatsche,... diese
verschiedenen Bezeichnungen meinen die handgemachten Stoffschuhe. Sie wurden überwiegend
in Gebäuden getragen, doch mancher Lausbub spielte damit schon mal im Rasen;
gar nicht zur Freude der Mutter, welche die Schuhe mühsam selbst machte.
Die Sohle wurde aus 10 Lagen Stoff zusammengenäht, damit diese
Stabilität erlangte. Um nicht auf den entstandenen Knoten zu laufen, wurde eine
Brandsohle angenäht. Die größte Herausforderung stellte jedoch das Zusammenfügen
von Schaft und Sohle dar, da beide Teile akkurat miteinander verbunden werden
mussten. Wer hier nicht exakt arbeitete, hatte beim Laufen nun eine Ausrede
mehr, warum man stolperte: Es lag ja keinesfalls daran, dass die Füße nicht
angehoben wurden.
- Lederschuhe:
Schnallenschuhe aus Leder wurden zu Festlichkeiten oder zu
Kirchgängen getragen. Jeden Sonntag hieß das also für die gesamte Familie: in
aller früh die Schuhe zu putzen, zu striegeln, zu pflegen und auf dem Weg zur
Kirche jeglichen Pfützen und sonstigen „Gefahren“ für die frisch geputzten
Schuhe auszuweichen.
Wie der Lederschuh, und speziell der Lederschuh zur
Schwälmer Tracht, entsteht, warum Hessen „das Land der blauen Fluren“ genannt
wird und was diese blauen Fluren mit der Kleidungsproduktion zu tun hat, lässt
sich im Film „alte Handwerkskunst in Hessen“ von Brunhilde Miehe herausfinden.
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