Freitag, 23. Mai 2014

Schrei vor Glück?

Wer möchte, kann es gern machen...

von geralt @pixabay
..., aber es geht hier nicht um den Schuhversandriesen Zalando. Dieser Blogbeitrag beinhaltet eher das allseits beliebte und aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenkende Produkt: Die Schuhe.

Der scuoh wurde gemacht, um die Füße zu bedecken und zu schützen. Der Begriff „scuoh“ kommt im Übrigen aus dem althochdeutschen und hat sich im späteren Sprachgebrauch zu „Schuh“ weiterentwickelt. Interessanter ist jedoch, was unsere Vorfahren für Schuhe trugen, welche noch heute im Land der blauen Fluren, also in Hessen, von wenigen Familien handwerklich produziert werden. Dabei möchten wir nicht bis in die mittelalterliche Epoche zurückgehen, in welcher die Schuhe häufig aus Leder hergestellt wurden. Es genügen schon die letzten zwei Jahrhunderte, um ein wenig der Entwicklung nachvollziehen zu können.

Gerade ärmere Familien leisteten sich keine industriell produzierten Schuhe, konnten sich jedoch selbst ohne Probleme helfen. Ihre Hilfsmittel? Holz, Stoffe, Garn und ihr handwerkliches Geschick.
Holzschuhe, Filzschuhe, Lederschuhe, sie alle wurden und werden in Hessen handwerklich gefertigt:


  • Holzschuhe:
Die Holzschuhe werden häufig mit Holland in Verbindung gebracht, doch auch hier hat es sie gegeben. Sie wurden in früheren Zeiten täglich getragen, egal ob auf dem Feld oder in der Schule. Nicht in den Räumen, aber wenigstens auf dem Weg dorthin. Die Klompen (niederländische Bezeichnung) wurden jeweils aus einem Stück Holz gefertigt. Hier wurde gehackt, geschnitzt, gefräst und geschliffen. Heute finden sie eher Verwendung als Blumentopf im Garten, als dekoratives Mittel im Haus oder als aufgestellt als Erinnerungsstück. Getragen werden sie kaum noch, obwohl sie gerade bei Gartenarbeiten von Vorteil sind: sie bieten genauso viel Schutz vor äußerer Feuchtigkeit wie Gummischuhe, aber die Füße schwitzen nicht. Käsefüße ade.

  • Stoffschuhe:

Ebenfalls ein beinah ausgestorbenes Handwerk ist die Herstellung der Schuhe aus Stoff, auch wenn sie als Hausschuhe sehr gut geeignet sind. Dappiche, Latschen, Batsche, Datsche, Söcke, Lappedatsche,... diese verschiedenen Bezeichnungen meinen die handgemachten Stoffschuhe. Sie wurden überwiegend in Gebäuden getragen, doch mancher Lausbub spielte damit schon mal im Rasen; gar nicht zur Freude der Mutter, welche die Schuhe mühsam selbst machte.

Die Sohle wurde aus 10 Lagen Stoff zusammengenäht, damit diese Stabilität erlangte. Um nicht auf den entstandenen Knoten zu laufen, wurde eine Brandsohle angenäht. Die größte Herausforderung stellte jedoch das Zusammenfügen von Schaft und Sohle dar, da beide Teile akkurat miteinander verbunden werden mussten. Wer hier nicht exakt arbeitete, hatte beim Laufen nun eine Ausrede mehr, warum man stolperte: Es lag ja keinesfalls daran, dass die Füße nicht angehoben wurden.

  • Lederschuhe:

Schnallenschuhe aus Leder wurden zu Festlichkeiten oder zu Kirchgängen getragen. Jeden Sonntag hieß das also für die gesamte Familie: in aller früh die Schuhe zu putzen, zu striegeln, zu pflegen und auf dem Weg zur Kirche jeglichen Pfützen und sonstigen „Gefahren“ für die frisch geputzten Schuhe auszuweichen. 


Wie der Lederschuh, und speziell der Lederschuh zur Schwälmer Tracht, entsteht, warum Hessen „das Land der blauen Fluren“ genannt wird und was diese blauen Fluren mit der Kleidungsproduktion zu tun hat, lässt sich im Film „alte Handwerkskunst in Hessen“ von Brunhilde Miehe herausfinden.

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